Ob mündlich überlieferte Traditionen, darstellende Künste, gesellschaftliche Rituale und Feste, Wissen um die Natur oder Handwerkskünste - immaterielles Kulturerbe ist lebendig. Es wird von menschlichem Wissen und Können getragen und von einer Generation an die nächste weitergegeben. Immaterielles Kulturerbe prägt das gesellschaftliche Zusammenleben und leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaften.
Auf dieser Seite stellen wir Ihnen das Unesco Immaterielle Kulturerbe des Salzkammergut vor. Ingesamt wurden bereits 14 Handwerke, Rituale, Feste und weitere zum Unesco Immateriellen Kulturerbe ernannt.
Die Landschaftskrippen sind typische Volkskrippen, die die biblische Geschichte von der Geburt Christi in eine lokale Szenerie einbetten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus Kripperln die figurenreichen und oftmals Zimmer füllenden „Landschaftskrippen“. Das alljährliche Aufstellen und der Besuch von hunderten Landschaftskrippen in Privathäusern in der Weihnachtszeit, zeigt die auch heute noch große Bedeutung dieses Brauchs für die Bevölkerung im Salzkammergut.
Der Liebstattsonntag in Gmunden wird jedes Jahr am vierten Fastensonntag begangen. Die beiden Gmundner Trachtenvereine sowie die Goldhauben- und Kopftuchgruppe, treffen sich um neun Uhr zum Kirchgang in der Stadtpfarrkirche. Im Anschluss daran formiert sich ein Festzug mit Musikkapelle, der zum Rathausplatz marschiert. Nach einer kurzen Begrüßung und Erklärung des Brauchs verschenken die Vereinsmitglieder verzierte Lebkuchenherzen an die Bevölkerung und Gäste.
Bei der Traunkirchner Mordsgschicht handelt es sich um einen musikalischen Vortrag im Stil des Moritatengesanges. Ursprünglich im ganzen Salzkammergut verbreitet, wird dieser Brauch nur mehr in Traunkirchen praktiziert. Am Faschingssonntag ziehen die Sänger in Frack und mit Zylinderhut von Gasthaus zu Gasthaus und präsentieren heitere Begebenheiten der Dorfgemeinschaft des vergangenen Jahres. Als Gegenleistung werden Bewirtung, Aufwandsentschädigungen oder ein gemeinsames Essen akzeptiert.
Der Ebenseer Fetzenzug ist ein jährlich am Faschingsmontag in Ebensee stattfindender Faschingsumzug. Die TeilnehmerInnen, die so genannten „Fetzen“, kleiden sich in alte Frauengewänder, an die Lumpen genäht sind. Sie tragen einen Fetzenhut sowie eine kunstvoll geschnitzte Holzmaske. Wesentliches Element des Fetzenzuges ist das sogenannte ‚austadeln‘ der Zuschauer:innen.
Alljährlich am Montag nach Michaeli (29. September) wird in Bad Ischl der Lichtbratlmontag begangen. Dieser bezieht sich auf einen Brauch, bei dem früher Meister ihren Mitarbeiter:innen ein „Bratl“ spendierten, da an diesem Tag erstmals wieder mit künstlichem Licht gearbeitet werden musste. Heute handelt es sich um ein Jahrgangstreffen aller runden Jubilar:innen ab 50 eines jeweiligen Jahres, die in Bad Ischl geboren sind oder dort ihren Hauptwohnsitz haben.
Der jährlich am 5. Januar stattfindende Glöcklerlauf ist gekennzeichnet durch das typisch weiße Gewand aller Passen, das Tragen und Läuten von großen Glocken, dem Laufen von verschiedenen Figuren und dem Mittragen von Lichterkappen. In den letzten Jahrzehnten erstarkte das Interesse am Glöcklerlaufen in großen Teilen des Salzkammergutes, da man auch das touristische Potential dieser Tradition erkannte.
Die Tradition des Vogelfangs im Salzkammergut umfasst den Fang einzelner heimischer Waldvögel im Herbst, die Haltung der Vögel außerhalb der Fangzeit in Volièren, und die Waldvogelausstellung am Sonntag vor Kathrein (Ende November), in der die schönsten Vögel aufgrund ihrer Farbenpracht, Unversehrtheit und ihres einwandfreien Pflegezustands prämiert werden. Im Frühjahr werden die Vögel mit Ausnahme der Lockvögel wieder freigelassen.
Der Traditionsschützenverein Wirling ist österreichweit der vermutlich einzige Verein, der berechtigt ist, das traditionelle Böllerschießen zu betreiben. Die Böllerschützen begleiten religiöse und weltliche Feste. Ein eigens dafür konstruiertes Böllergeschütz wird auf einer Anhöhe in Stellung gebracht und je nach Anlass zu genau festgelegten Zeiten abgefeuert. Wichtig ist, immer das Echo des Böllerknalls, welches bis zu zwölf Sekunden dauern kann, vor der Abgabe des nächsten Schusses abzuwarten.
Das Nikolospiel in Bad Mitterndorf ist ein Stuben- und Umzugsspiel, das jährlich am 5. Dezember an verschiedenen Orten dargeboten wird. Die Aufführung fand ursprünglich in Bauern- und Wirtshäusern statt, seit 1959 wird die Darbietung auf dem Mitterndorfer Hauptplatz auch einem breiteren Publikum präsentiert. Das Nikolospiel setzt sich aus verschiedenen Figuren zusammen, die zwischen den Aufführungsorten einen Umzug bilden.
Der Ausseer Fasching findet von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag statt. Drei Hauptfiguren spielen dabei eine wesentliche Rolle: Trommelweiber, Flinserl und Pless. An allen drei Tagen werden außerdem sogenannte Faschingsbriefe in diversen Gaststätten vorgetragen, wobei Missgeschicke, Ortspolitik und lokale Gegebenheiten aus dem alten Jahr in gereimter und gesungener Form aufs Korn genommen werden, unterstützt von handgezeichneten Bildern.
Die „Fuhren“ (flache Transportboote aus Holz, auch Plätten genannt) haben am Hallstättersee eine lange Tradition als Güter- und Personentransportmittel. Schon im 13. Jahrhundert, nach der Wiedereröffnung des Salzbergwerks in Hallstatt, wurde die Schifffahrt über den See und die Traun zum Transport der Ware notwendig. Heute beherrschen nur mehr wenige Personen dieses Handwerk.
Das bezeichnet das Aufbringen eines wiedererkennbaren Musters auf Keramikteile. Erste Funde zu einer weiß-blau gefärbten Keramik stammen in der Gegend rund um Gmunden aus dem Jahre 1600, woraus sich die typische Dekortechnik, das „Geflammte“ bzw. das „Gmundnerische Geschirr“ entwickelte. Das Handwerk der Flammer:innen erlernt man in rund zwei Jahren, bei der auf nachhaltige und lokale Produktion Wert gelegt wird. Typisch sind Muster in Schleifen oder Schlingen, in Streifen, Wellen oder Bögen. Die grüne Bänderung in Verbindung mit dem weißen Glasurgrund bildet das typische „Grüngeflammte“, das auf Geschirr und Dekorgegenstände angebracht wird.
Der "Schleuniger" - in alten Hanschriften auch "Schleininge" genannt - ist eine ausschließlich im Salzkammergut verbreitete Spiel- und Tanzform. Eine speizielle regionale Variante des Schleuningen findet man rund um den Wolfgangsee, also in Abersee, Strobl, St.Wolfgang und St.Gilgen. Mit einer Dauer von zehn bis zwölf Minuten ist der Aberseer Schleuninge ein sehr langer und komplexer Tanz.
Taubenschießen war von der Nordsee bis Südtirol weit verbreitet, heute wird es jedoch nur mehr in Altaussee und Nußdorf am Inn (Bayern) praktiziert. Jährlich treffen sich die Mitglieder des Taubenschschützenvereines ab dem ersten Sonntag nach Allerheiligen bis eine Woche vor dem Faschingsonntag beim Schneiderwirt zum traditionellen Taubenschießen - ein Gesellschaftssport mit zumindest drei Schütz*innen und einer hölzernen Taube.
Quelle: www.unesco.at