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Gutes von Daheim.

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Unter Schafen

Ostfriesen fühlen sich wohl am Wolfgangsee: Familie Eisl hat die Milchschaf-Rasse vor dreißig Jahren hier hergebracht. Heute sind sie fast so berühmt wie das Rössl vom Ufer vis-a-vis.

Schmuck steht das Stoffbauerngut am Schwemmkegel des Zinkenbachs. Das machtige Bauernhaus tut dies seit dem Jahr 1490 so, steht es in der Hauschronik. Vom Hof von Sepp und Christine Eisl sind es keine 100 Meter bis zum westlichen Ufer des Wolfgangsees, der dort seine schmalste Stelle hat. Auf den Weiden hinter der Streusiedlung wimmelt es von weißen Punkten. Dort dösen Ostfriesische Milchschafe in der Mittagssonne - Stolz und Lebensgrundlage des 75 Hektar großen Hofes.

Die Milch der 140 Tiere ist Ausgangsprodukt des Aberseer Schafkäses, für den das zu 100 Prozent biozertifizierte Seegut Eisl bekannt geworden ist. Seit dreißig Jahren bestimmtn die wolligen Wesen das Geschick des Betriebs. Zweimal am Tag wird gemolken. Gekäst wird in der hofeigenen Anlage. 

 


Als wir vor dreißig Jahren auf die Schafmilchproduktion umgestellt haben, mussten wir uns selbst um die Verarbeitung kümmern.
Es gab weit und breit keine Molkerei, die uns die Schafmilch abgenommen hätte,

 erinnert sich Sepp Eisl. Heute produziert der Betrieb des früheren Agrarlandesrates rund sechs Tonnen Bio-Schafkäse und 20.000 Liter Speiseeis aus Schafmilch. 

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Aussicht auf Genuss

Man könnte sie glatt beneiden, die wolligen Wesen aus Abersee, die ihren ganzen Sommer vor der prächtigen Kulisse des Zwölferhorns verbringen. 

Der Lohn der Langmut

In einer traditionell von Rinderzucht geprägten Region war der Weg zum Schafbauern kurvenreich und lang. „Ich habe mir als Siebzehnjähriger anstelle eines Mopeds zwei Schafe gekauft“, erzählt Sepp Eisl. Der Vater war kränkelnd, der Betrieb damals alles andere als solvent.

Für den Jungbauern war absehbar, dass ein paar Stück Rinder den Hof nicht in die Zukunft tragen würden. Als er 1991 zur Gänze auf die Schafzucht und die Herstellung von Schafmilchprodukten mit Direktvertrieb setzte, kämpfte er mit harten Zeiten. "Da wird man schnell zum ‚Dorfspinner‘.“

Die Langmut blieb aber nicht unbelohnt. Immer mehr Kunden holten sich ihr mediterranes  Urlaubsgefühl mit einem Griff zum Schafkäse aus Abersee zurück. Heute haben Käse, Molke, Joghurt und Speiseeis vom Schaf ihren festen Platz in den heimischen Kühlschränken. Wenn Christine Eisl zum Mittagessen ruft, wuselt es in der ganzen Stube. Dann versammeln sich Vater, Mutter, das eine oder andere der sieben Kinder, die Schwiegerkinder, Enkel, viele der zehn Mitarbeiter und vier bis sechs Praktikanten an zwei großen Tischen. Die Chefin kocht täglich für zehn bis zwanzig Personen. Vor dem Essen spricht Sepp Eisl regelmäßig das Tischgebet – und so manche Besucher legt verlegen das bereits gezückte Besteck zurück.

Am Tisch steht – no na – geschmortes Lamm, butterweich und ohne jegliches „Böckeln“. „Sauber verarbeitetes Fleisch schofelt genauso wenig wie guter Schafkäse“, versichert Christine Eisl. Wer die Milch durchgehend akribisch reinlich und hygienisch einwandfrei behandelt, der gibt dem einst gefürchteten Beigeschmack keine Chance. Dutzende von Preisen, Auszeichnungen und Prämierungen unterstreichen, wie ernst man Qualität und Hygiene in der Erzeugung der Käse-Gupferl (Aberseer) und -Rollen (Wolfgangseer) beim Stoffbauer nimmt.

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Schafliebe. Sepp Eisl hat mit seiner Frau Christine das Seegut Eisl zur Gänze auf Schafwirtschaft ausgerichtet. Heute tummeln sich 140 Ostfriesische Milchschafe auf den saftigen Weiden um den Eisl-Hof. Sohn Josef ist in der Großfamilie für das Speiseeis verantwortlich.

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Gutes vom Gut.

Sepp (Mitte), Christine und Josef Eisl junior vor ihrem Stoffbauerngut, wo seit 1980ern der feine Aberseer Schafkäse entsteht.

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Eisl-Eis per Post

Jüngste Kreation des Betriebs: Schafmilcheis, das es auch im Eisl-eigenen Geschäft in der Salzburger Getreidegasse gibt. Josef junior hatte sich eineinhalb Jahre in die Idee verbissen, aus Schafmilch Speiseeis zu zaubern. Er erdachte, probierte und verwarf unzählige Rezepturen, bis er mit dem Resultat zu frieden war. Der rege Zuspruch machte schließlich Mut auf mehr. Die Eisls entwickelten einen OnlineShop für den Eisversand: Die Köstlichkeiten werden händisch in stroh isolierte Kühlboxen gepackt. So kann das Gefrorene immerhin bis zu dreißig Stunden halten und die Post rechtzeitig zustellen. Freilich: Dann ist es gut, wenn der Empfänger auch zu Hause ist.

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TEXT: Josef Ruhaltinger, FOTOS: Mirco Talierco

Text & Fotos sind im Servus Salzkammergut Magazin 2021 erschienen.