Moritz Jaeger, einer von zwei Geigern der Gimpelinsel Saitenmusi, sitzt entspannt auf der Terrasse seines Elternhauses und zeigt zum Gipfel des 1.837 Meter hohen Loser: „Da war ich heute in der Früh schon oben.“ Seine Vorfahren im Mittelalter hatte es auch schon auf diesen Gipfel gezogen, aber die taten das damals, um zu lauschen, ob aus dem Ennstal Kampflärm zu vernehmen war. Daher hat dieser Berg auch seinen Namen, denn „losen“ bedeutet im Ausseer Land „hören“.
Gelost haben die Ausseer immer schon gern, und zwar den Klängen der Musikanten, die hier in einer Dichte sprießen wie kaum in einer anderen Region. „Ich glaube, die Musik gehört bei uns zur Seele der Bevölkerung“, sagt Moritz. Auch zu seiner und der seiner Kollegen Fabian Egglmeier (Geige), Simon Amon (Kontrabass), Johannes Rastl (Gitarre) und Bernd Fettinger (Steirische Harmonika). Vor sechs Jahren haben sie einander beim Elternhaus von „Jo“ Rastl zur ersten Probe getroffen, und weil das an der Gimpelinsel liegt, dort, wo sich die Traun bei Bad Aussee auf einem kurzen Stück teilt, war der Name für die Musikgruppe rasch gefunden.
So wie sich die Traun vor der Gimpelinsel teilt, um danach wieder als ein Fluss weiterzuströmen, war auch der Weg der fünf Burschen zueinander kein direkter. Moritz Jaeger widmete sich ursprünglich der klassischen Musik, ein paar seiner Kollegen tobten sich im Hardrock aus, ehe sie sich bei ihren Wurzeln, der echten Ausseer Volksmusik, fanden.
„Mich fasziniert, dass es bei uns Lieder gibt, die jeder – vom kleinen Buben bis zur alten Frau – kennt“, schwärmt Simon Amon, Kontrabassist und Hauptsänger.
Diese Lieder haben es den jungen Männern auch deshalb angetan, weil sie tiefe Einblicke in die Lebensumstände früherer Generationen geben, gleichsam eine Art Zeitfenster öffnen. „Bei gewissen Stücken kommen bei mir große Emotionen hoch, wenn man sich vorstellt, wie die Lage für die Menschen damals war, für die Almdirnen oder die Holzknechte“, verrät Geiger Fabian Eggl meier. Sein Kollege Simon ergänzt: „Ein bisschen singen oder zum Tanz gehen war das Vergnügen – aber das war’s auch schon, weil das Leben sonst vorwiegend aus harter Arbeit bestand.“ Das Repertoire der Gimpel insler beschränkt sich nicht auf Volksmusik, dafür ist die musikalische Reiselust der einzelnen Mitglieder zu ausgeprägt: „Wir legen unser Programm manchmal als Rundreise an, starten im Ausseer Land und kehren zum Beispiel über Russland und die USA wieder zurück.“
Diese Vielfalt geht nicht nur von den Musikanten, sondern auch vom Publikum aus, das sich immer wieder den einen oder anderen bekannten Titel aus anderen musikalischen Genres als der traditionellen Volksmusik wünscht.
Für die Burschen ist das kein Problem, weil ihnen vieles davon ja auch selbst gefällt. Aber die Grenze von der Volksmusik zur sogenannten volkstümlichen Musik überschreiten sie dabei nie – und teilen das auch dem Auditorium mit, meist so charmant, wie es Simon Amon augenzwinkernd formuliert: „Wir können eh nur das spielen, was wir gut können. Und was wir nicht können wollen, das lernen wir halt nicht ein.“
An Auftrittsmöglichkeiten fehlt es nicht, weil im Ausseer Land das ganze Jahr über in allen Lebenslagen musiziert wird. Vom Fasching bis Weihnachten, bei Kirtagen, Hochzeiten und Begräbnissen liegt hier Musik in der Luft. War das gemeinsame Musizieren für die Gruppe am Beginn noch eine angenehme Möglichkeit, zusammenzukommen und als Studenten ein wenig Geld dazuzuverdienen, hat sich, seit alle einen Beruf und manche schon eine Familie haben, auch das Motiv ein wenig verändert: „Mir kommt vor, dass uns allen wichtig ist, nicht nur die Musik weiterzutragen, sondern auch die Kultur des Ausseer Landes, vom Gewand bis hin zu einer gewissen Lebenshaltung“, glaubt Moritz.
Zu dieser Lebenshaltung gehört bei aller Liebe zu konzertanten Auftritten auf diversen Bühnen auch das gesellige Versammeln an Musikantenstammtischen. Fabian nennt das sehr schön „unser natürliches Habitat“, und das besteht halt einmal aus zwei Dingen: Musizieren und Losen.
TEXT: Wolfgang Maria Gran FOTOS: Raphael Gabauer
Text & Fotos sind im Servus Salzkammergut Magazin 2021 erschienen.
Buchungsanfragen an Moritz Jaeger,
Tel.: +43/664/473 12 09 oder per Mail
unter gimpelinselsaitenmusi@gmail.com
Haben Sie gewusst, dass Märchenerzählen in Österreich zum immateriellen Kulturerbe gehört? Im Salzkammergut wird dieses Erbe besonders gepflegt: Helmut Wittmann, daheim in Grünau im Almtal, sammelt und erzählt Geschichten – und hat diese Passion zum Beruf gemacht. Bei Veranstaltungen und besonderen Anlässen lässt er etwa den Riesen Erla und seine goldhaarige Nixe aufleben oder die Zuhörer in die Welt von „Hasenherz und Schlangenzauber“ eintauchen.
Jedes Jahr im Juli und August wird Mondsee zum Ort für großes Theater. An sechs Samstagen geht im Karlsgarten Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ in Mundartfassung über die Freilichtbühne. Anders als die in der berühmten Salzburger Version wechseln „Jedermänner“ in Mondsee nicht so häufig. In den ast 100 Jahren seit der Erstaufführung 1 22 wurden nur sechs Darsteller „verbraucht“.
Wenn im Juli und August im Bad Ischler Kongress & TheaterHaus Emmerich Kálmáns Operette „Die Csárdásfürstin“ oder Franz Lehárs „Der Zarewitsch“ aufgeführt werden, liegen Melodien zum Mitsummen in der Luft - das berühmte Wolgalied etwa, das schon Ivan Rebroff und so ar Karel Gott schmetterten. Zum 60-Jahre-Jubiläum 2021 steht auch ein neues Stück auf dem Spielplan: „Dein war mein ganzes Herz“ – eine Würdigung von Leben und Werk Franz Lehárs.
Los geht’s mit dem „Watschinger“, und der „Holzhacker“ lässt auch nicht lange auf sich warten. D’Dachstoana bringen ihr Publikum bei Heimatabenden oder Almabtrieben mit traditionellen Schuhplattlern zuverlässig zum Jubeln. Dass die seit Generationen weitergegebenen Tänze nicht immer ganz korrekt ablaufen, stört dabei niemanden. Denn für die jungen Mitglieder der Gosauer Trachtengruppe – alle deutlich unter dreißig – zählt neben Tradition vor allem eins: die Gaudi.
Es kracht um den Wolfgangsee, und es kracht und kracht wieder. Klare Sache: Hier wird gefeiert. Nach alter Tradition werden Feste von Böllerschüssen begleitet. Und die Wirlinger Schützen gehören zu den Letzten, die diese Kunst ausüben dürfen. Kunst? Ja: Perfekt geböllert ist nur, wenn das Echo des ersten nahtlos in den folgenden Schuss übergeht. Auch die Schusszeiten folgen klaren Regeln. Kracht’s etwa um vier Uhr früh, gibt’s eine Hochzeit.
Kontakt: stephan.gschwandtner@gmx.at
In Hof bei Salzburg steht das alte Rauchhaus Mühlgrub, ein typischer Flachgauer Einhof, in dem Stall und Wohnbereich in einem Gebäude untergebracht sind. Warum Rauchhaus? Weil hier der Rauch vom offenen Herd ohne Schornstein abzieht. In den gemütlichen Räumen können Besucher Tradition sehen und riechen, spüren und erleben. Im Museum sind historische Möbel und Arbeitsgeräte ausgestellt, das Haus kann für Veranstaltungen gemietet werden. Für Besuche ist eine Voranmeldung erforderlich.
5322 Hof bei Salzburg, Riedlstraße 1,
Kontakt: +43/6229/22 04 14