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© Salz ©STMG/ König
Das Bild zeigt in einen von mehreren Lampen, die sich am Boden befinden, Sollen in einem Salzbergwerk.
Das Bild zeigt in einen von mehreren Lampen, die sich am Boden befinden, Sollen in einem Salzbergwerk.

Auf den Spuren des Salzes

Auf den Spuren des Salzes

Seit mehr als 250 Millionen Jahren ruht das Salz geschützt und unberührt in den Bergen des Salzkammergutes. In Altaussee im Ausseerland-Salzkammergut thront der „Sandling“ als salzreichster Berg der Region. Bei einer Führung durch das Salzbergwerk dringt man tief in die Welt des Weißen Goldes ein.

 

 

Bevor Harald Pernkopf das große Tor zum Steinbergstollen im Salzbergwerk Altaussee öffnet, gibt er der Besuchergruppe noch ein paar Sicherheitshinweise. Es sind hauptsächlich Familien. Seit den 1920er Jahren geht es für Besucher durch den Steinbergstollen in das Schaubergwerk. Die Salzwelten Altaussee im Ausseerland-Salzkammergut haben eine lange und bewegte Historie. Begonnen hat alles bereits im Hochmittelalter, Mitte des 12. Jahrhunderts. 1147 wird der Salzabbau in Altaussee erstmals urkundlich erwähnt. Zwischen 1334 und 1449 erlebt das mittelalterliche Ausseer Salzwesen unter der Führung der privaten Hallinger-Gewerkschaft eine Blütezeit. 1449 wird es unter Kaiser Friedrich III. verstaatlicht. Ab 1906 vervierfacht sich die Produktionsmenge, die vorher bei rund 10.000 Tonnen Salz pro Jahr liegt. Es gibt einen Höchststand an Beschäftigten von stolzen 238 Personen. Heute werden im größten aktiven Salzbergwerk Österreichs pro Jahr etwa 400.000 Tonnen Salz von 35 Bergarbeitern unter Tage gefördert. Rund 30.000 Gäste besuchen das Schaubergwerk jährlich.

 

Die Tour durch den Berg beginnt. Gespannt folgt die Gruppe dem Salzwelten-Guide. 350 Meter führt der Stollen durch die Kalkgesteinsschicht des Sandlings bis zum Erreichen der Salzgrenze, erkennbar an dem rötlichen Gestein. „Den Salzkern des Berges darf man sich wie den Dotter eines Eis vorstellen“, sagt Pernkopf. „Um diesen Salzkern befindet sich eine Tonschicht, ohne die das Salz schon lange ausgespült worden wäre.“ Die rund zwei Kilometer lange Führungsstrecke bewältigt die Gruppe in 90 Minuten zu Fuß – sie führt dabei teilweise durch pures Steinsalz. Auf dem Weg zu den Vorkommen des lebenswichtigen Minerals verliert man jegliches Gefühl für Raum und Zeit. Es ist ein Eintauchen in die Geschichte des Salzes und in die verborgene Welt des Untertagebergbaus. Höhepunkte der Führung sind die aus Salzsteinen erbaute Barbarakapelle, die 700 Meter tief im Berg liegt, zwei Bergmannsrutschen sowie ein Lagerraum für Kunstschätze aus dem Zweiten Weltkrieg mit Multimediapräsentation.

 

© Salz ©STMG/ König
Ein uniformierter Mann steht vor dem Eingang zu einem Stollen im Salzbergwerk in Altaussee. Neben ihm erleuchtet einen Lampe den Stollen. Hinter ihm ist der Stollen von Holz Balken gestützt. Auf dem ersten hängt ein Schild mit der Aufschrift "Salzgrenze".

Altaussee als Kunstdepot

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Altaussee unter Tage unbezahlbare Kunstschätze, darunter viel Raubkunst, von den Nationalsozialisten versteckt. Gemälde, Skulpturen aber auch Münz- und Schmucksammlungen aus ganz Europa wurden bombensicher eingelagert. Kurz vor Kriegsende sollten die Kunstschätze vernichtet werden. Nur durch den mutigen Einsatz einheimischer Bergleute konnte die Sprengung im letzten Moment verhindert werden. Eine kleine Heldengeschichte. Kein Wunder, dass auch Hollywood darauf aufmerksam wurde: George Clooney hat den Stoff unter dem Titel „The Monuments Men“ verfilmt und mit ihm als Hauptdarsteller 2014 ins Kino gebracht. Im 2019 gedrehten realitätsnahen Drama „Ein Dorf wehrt sich“ von Gabriela Zerhau wirkten ehemalige Mitarbeiter des Bergwerks und etliche Einwohner des Ausseerlandes als Laienschauspieler mit.

© Salz ©STMG/ König
Auf einem Förderwagen steht eine Holzkiste aus der eine Gemälde ragt. Außerdem befinden sich auf dem Wagen eine Skulptur, ein weiteres kleineres Gemälde und ein eisernen Visier. Im Hintergrund eine Steinmauer.

Weißes Gold für die Gesundheit

Im Jahr 1319 wurde in Altaussee mit dem Bau des Steinbergstollens begonnen. Mit damaligen Mitteln betrug der Vortrieb maximal zehn Zentimeter pro Tag. Die ersten 350 Meter mussten sich die Bergmänner durch den Kalk arbeiten, bis sie das reiche Salzvorkommen erreichten. Geht man davon aus, dass jeden Tag gearbeitet wurde, brauchten sie gut neuneinhalb Jahre, um an das „Weiße Gold“ zu gelangen. 700 Jahre später werden für den Bau der Stollen moderne Bergbaumaschinen eingesetzt. „Bei regulären Stollenprofilen schaffen die Bergmänner heute inklusive Abtransport des Materials rund 1,60 Meter pro Tag“, erklärt Pernkopf, der aktuell für Pressearbeit und Marketing der Salzwelten zuständig ist. Er genießt es aber sichtlich, nach wie vor Führungen zu geben.

© Salz ©STMG/ König
Im Inneren eines Bergwerkes dreht ein uniformierter Mann an einer hölzernen Vorrichtung, mit der einen Kübel aus einem Loch im Boden hochzieht. Im Hintergrund eine Felswand.

Traditionelle Salzgewinnung

In Altaussee wird nach traditioneller, bergmännischer Art und Weise Salz in ursprünglicher Form abgebaut. „Beim Trockenabbau wie hier im Stollen, wird das rohe, völlig naturbelassene Steinsalz nach der Gewinnung nur noch kontrolliert, gemahlen und in die einzelnen Körnungen gesiebt. Außergewöhnlich ist, dass das Steinsalzwerk in Altaussee das einzige seiner Art in Österreich ist, da der Salzgehalt des Gesteins in unseren Breiten für den trockenen Abbau eigentlich zu gering ist“, sagt Pernkopf, der eine Schale gesiebtes Steinsalz durch die Gruppe reicht. Freudig lassen sich alle die Kostprobe mit Genuss auf der Zunge zergehen. Das Salz hat eine trübe Färbung, weil es viele andere Spurenelemente und Mineralien enthält. Sie sind seit 250 Millionen Jahren im Gestein konserviert. Genau das macht Steinsalz ernährungsmedizinisch zu einem hochwertigen Produkt. Herkömmliches Speisesalz ist reines Natriumchlorid. Steinsalz liefert dem Körper auch wichtige Begleitstoffe wie Eisen, Magnesium, Calcium, Kalium oder Jod. „Aber wäre Meersalz nicht noch gesünder?“, fragt eine Frau aus der Gruppe den Salzprofi. Harald Pernkopf lacht: „Das Salz aus den Bergen im Salzkammergut ist ja nichts anderes als Meersalz. Es blieb übrig, als vor vielen Millionen Jahren das Urmeer austrocknete. Die Meere waren damals allerdings noch nicht mit Ölen, Müll und Plastik verunreinigt wie heute. Es gab ja auch noch keine Menschen."

© Salz ©STMG/ König
Ein großer beleuchteter Salzkristall vor schwarzem Hintergrund.

Salzbergbau in Österreich

Als vor etwa 240 Millionen Jahren der Urkontinent Pangäa zerfiel, lag das Salzkammergut an der Küste einer unruhigen Erdmasse: Ausgetrocknete Salzseen wurden über Jahrmillionen durch Vulkanausbrüche, Gebirgserhebungen und Gesteinsverschiebungen in die Höhe gedrückt, gepresst und von einer Kalkschicht überzogen. Im Inneren der Berge schlummerte das Salz, bis es vor einigen tausend Jahren von Menschen entdeckt wurde. Das Salz diente in früherer Zeit nahezu ausschließlich zur Konservierung von Lebensmitteln, vor allem für Fleisch. An sogenannten Salzausbissen reichte das Salz bis an die Oberfläche und trat in Form von salzhaltigen Quellen auf. Diese Quellen wurden gefasst und mittels Schöpfwerken genutzt. Die Quellsole ließ man über heiße Steine rinnen und das Salz fiel, wenn auch nur in geringer Menge, heraus. Der organisierte Abbau von Salz begann dann in der Bronzezeit. Seine Blütezeit erreichte der prähistorische Bergbau in der sogenannten Hallstattzeit, ein Zeitabschnitt in der älteren Eisenzeit zwischen 800 und etwa 400 v. Chr. Schon damals drangen die Bergleute bis in eine Tiefe von 200 Metern vor, schlugen per Hand Stollen in den Berg und kämpften sich Meter um Meter durch den nackten Felsen, um das sogenannte Haselgebirge (eine Mischung aus Ton, Gips und Salz mit durchschnittlich etwas unter 70 % Salzgehalt) zu erreichen. Der älteste Salzabbau der Welt ist in Hallstatt zu finden. Seit 7.000 Jahren wird dort der wertvolle Rohstoff Salz gefördert.

© Salz ©STMG/ König
Auf einer Tafel steht in alter Schrift "Gefaltete Steinsalzschichten" geschrieben. Im Hintergrund eine steinerne Wand mit braun schwarzer Musterung.

Ebensee und das Salz

Altaussee ist einer von drei Abbaustandorten der Salinen Austria AG. Die AG ist eines der ältesten Unternehmen der Welt, das bis heute industriell produziert. In den Abbaustandorten Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl werden jährlich vier Millionen Kubikmeter Sole gewonnen. Das ergibt eine Salzproduktion von 1,2 Millionen Tonnen jährlich. 60 Kilometer Soleleitungen verbinden die Abbaustätten Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl mit der Saline in Ebensee. Die älteste Pipeline der Welt ist eine technische Meisterleistung aus dem 17. Jahrhundert, die damals aus rund 13.000 ausgebohrten und ineinander gesteckten Lärchenstämmen bestand. Heute fließt die Sole in dicken Plastikrohren unter dem sogenannten „Soleweg“. Der Wanderweg führt durch die stille Natur von Hallstatt über Bad Goisern und Bad Ischl bis Ebensee. In Ebensee finden die eigentliche Produktion und Veredelung der vielfältigen Salzprodukte statt.

© Gosauzwangbrücke Soleleitungsweg ©Knoll/ Dachstein-Salzkammergut
Ein Steg mit grünem Geländer führt geradlinig durch einen Wald.

Lichtershow im Salzbergwerk

Zurück im Schaubergwerk von Altaussee: Den Abschluss der Tour bildete eine Lichtershow am sechs Millionen Liter Sole fassenden Salzsee tief im Inneren des Berges. Dort befindet sich auch die Seebühne, die begehrter und exklusiver Veranstaltungsort für ausgewählte Konzerte und Veranstaltungen ist. In den Besuchershops der Salzwelten erhalten Interessierte alle erdenklichen Salzprodukte mit dem Weißen Gold aus dem Berg: Natursalz verfeinert mit Kräutern und Gewürzen etwa, feine Kompositionen, die auf die Zubereitung von speziellen Gerichten abgestimmt sind. Wer das Salz des Salzkammergutes auch noch auf andere Art und Weise genießen möchte, dem ist ein Besuch des Narzissen Vital Resort Aussee oder der Eurotherme Bad Ischl zu empfehlen. Dort wird die Sole für gesundheitsfördernde Bäder und Spezialanwendungen verwendet. „Glück Auf!“