© Weitwanderweg ©STMG/ Schoiswohl
Ein Mann wandert mit Wanderstöcken an einem Zaun entlang über eine Bergwiese. Im Hintergrund Berge.
Ein Mann wandert mit Wanderstöcken an einem Zaun entlang über eine Bergwiese. Im Hintergrund Berge.

Am Berg mit Gisbert

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Gisbert hat Gipfel im Gepäck

Gisbert Rabeder geht seit Jugendtagen auf den Berg. Zu Hause beim Schwarzensee in der Wolfgangseeregion kennt er Stock und Stein im Salzkammergut. Mit ihm ist der Weitwanderweg durch die Region entstanden. Mit ihm geht man gerne auf den Berg.

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Am Gipfel eines Berges steht ein Mann neben dem Gipfelkreuz und trägt sich in das Gipfelbuch ein. Im Hintergrund ein paar Bäume und ein anderer Berggipfel.

Urlaub am Meer? Das ist nichts für mich.

Die Menschen hat die Wanderfreude erfasst. Bereits seit einigen Jahren schnüren sie immer öfter ihre Schuhe, packen ihre Rucksäcke und schnappen sich die Wanderstöcke, um den nächsten Gipfel zu erklimmen. Auch im Salzkammergut. Für Gisbert Rabeder, der 2019 seinen 80. Geburtstag feierte, ist das nichts Neues. Seit seinem 13. Lebensjahr ist er in den Bergen unterwegs. Und auch in der Pension zieht es ihn mindestens zweimal pro Woche hinaus. Sommers wie winters erklimmt Rabeder Berge – sei es im Salzkammergut oder anderswo. Dazu verfasst er Bergführer und Wanderkarten. Auf seinen Gebietsführer „Totes Gebirge“ schwören Wanderer und Kletterer, die sich das Gebiet ergehen. „Urlaub am Meer? Das ist nichts für mich“, verrät er und lacht. Den 2017 eröffneten BergeSeen Trail, den 350 Kilometer langen Weitwanderweg durch alle Regionen des Salzkammergutes, hat Gisbert Rabeder probe-erwandert, bevor die Route final festgelegt wurde. Über 40 Jahre lang war er als Förster im Wald und auf der Wiese, über Stock und Stein rund um den Attersee und Wolfgangsee unterwegs. Zum Schluss war er für 3.800 Hektar verantwortlich. Er kennt sein Revier, auch jetzt noch. Er liebt die Region, auch wenn sie sich verändert.

 

Ein Förster bleibt im Wald

Den Weg von der Niedergadenalm auf 1.228 Metern Seehöhe auf die auf 1.533 Metern hoch gelegene Thorhöhe in der Wolfgangseeregion geht er behände voran. Mit stetem, sicherem Schritt steigt er den Pfad hinan. Zuerst ein Stück durch den Wald. Dann ein Stück über die freie Alm. Begleitet von Kuhglockengeläut und Baumwipfelrauschen, Vogelgezwitscher und Bachgluckern. Ab und an wirft Gisbert Rabeder einen Blick über die Schulter – freut sich über das Panorama aus Bergen und Seen vor strahlend blauer Himmelskulisse. Nadelbäume reihen sich eng aneinander. Gestein aus Plattenkalk leuchtet hell zwischen dem satten Grün der Wiese durch. „Kaum jemand weiß das, aber die Landschaft hier ist vielerorts menschengemacht“, verrät Rabeder. Der Salzhandel hat einst nach viel Holz verlangt. So wurde geschlägert und später wieder aufgeforstet. In den vergangenen Jahrzehnten fand die Aufforstung – wie österreichweit üblich – vermehrt mit Fichten statt. Die Nadelbäume wachsen rasch, sind aber nicht die robustesten. Ein Sturm bringt die Flachwurzler schnell zu Fall. Langlebiger wäre da schon ein Mischwald, doch diesen zu etablieren braucht Zeit. Gisbert Rabeder beobachtet, wie sich der Wald verändert. Und denkt zurück an die Zeit, in der er als Förster aktiv war. „Ich war viel in der Natur, bei jedem Wetter“, erinnert er sich. „Bis ich an meinem Arbeitsplatz war, bin ich eineinhalb Stunden durch den Wald gegangen. Dann hat die Arbeit erst begonnen.“ Wollte er jemals etwas anderes machen, als Förster zu sein? „Nein. Da hätte ich den Wald verlassen müssen, das macht ein Förster nicht.“

© Weitwanderweg ©STMG/ Schoiswohl
Auf einen Stein gelehnt steht ein Mann auf einem Waldweg. Rund um ihn erheben sich die Bäume. Im Vordergrund wurde auf einen Baum zur Orientierung die österreichische Fahne aufgesprüht.

 

 

Die Leidenschaft zur Natur bleibt ewig

Die Arbeit an der frischen Luft, mit den Menschen, mit der Natur – daran denkt Gisbert Rabeder gerne. Mit seinen vier Kindern war er früher viel draußen, mit seinen Enkerln geht er heute gerne wandern. Auch seine Frau begleitet ihn in die Natur. Japanische Touristen führt er durch den Wald, koreanische TV-Stars begleitet er auf den Berg. Die Leidenschaft zur Bewegung im Freien hat ihn bis heute nicht losgelassen. Deshalb war es für ihn auch fast selbstverständlich, den BergeSeen Trail für das Salzkammergut zu erkunden, zu adaptieren und mitzukonzipieren. Schritt für Schritt. Pfad für Pfad. Kein einziger neuer Weg wurde für diesen Weitwanderweg durch das Salzkammergut angelegt. Gemeinsam mit dem Alpenverein und Experten der einzelnen Regionen des Salzkammergutes in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark wurden bestehende Wege zu einer Tour mit 20 Tagesetappen integriert. Eine Etappe kann 9,5 oder 26 Kilometer beinhalten, 160 oder mehr als 2.000 Höhenmeter, 2,5 oder 8,5 Stunden dauern. Ein gelbes S auf schwarzem Hintergrund weist auf Abzweigungen und Wegweisern gut sichtbar in Richtung des nächsten Ziels. 40 alpine und regionale Wanderungen entlang des Trails können mit dem Weitwanderweg kombiniert werden. Unterkünfte und Verpflegungsstationen stehen in den Bergen oder in den Orten, die durchwandert werden, zur Stärkung und zur Regeneration zur Verfügung. „Wir haben die Gehzeiten großzügig bemessen“, erklärt Rabeder. Die klassischen Tagesetappen sind mit gutem Schuhwerk, etwas Kondition und dem Wetter und der Route angemessener Ausrüstung durchaus auch von Wanderanfängern bewältigbar. „Man sollte die langen Strecken aber nicht unterschätzen“, rät Rabeder.

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Von einem Berg aus blick man ins Tal. Dort befindet sich ein See und im Hintergrund Berge. Auf der Bergwiese im Vordergrund stehen Bäume.

 

 

Die Lieblingsstrecke bleibt im Toten Gebirge

Auf der Thorhöhe angekommen nimmt Gisbert Rabeder das Gipfelbuch aus dem kleinen Metallkästchen am Gipfelkreuz. Kleine Zeichnungen, kurze Sprüche oder nur Namen der Wanderer sind darin verewigt. Rabeder notiert seinen Namen und setzt sich zur kurzen Rast auf die Holzbank. Die Postalm erstreckt sich vor ihm in sanften Hügeln und kargen Gipfeln auf 42 Quadratkilometern. Kühe und Pferde grasen friedlich auf der Wiese. Mehr als 5.000 Tiere sind im Sommer auf dem Plateau, dem größten Almengebiet Österreichs. Geduldig benennt Gisbert Rabeder auf Nachfrage jede Bergspitze im 360°-Panorama. Sowohl die nahen – Gamsfeld, Wilder Jäger, Rinnkogel, Osterhorn, Pitscherberg, Schafberg – als auch die fernen – im Tennengebirge oder im Toten Gebirge. „Ja, da hinten sieht man den Loser im Ausseerland-Salzkammergut. Von dort ist es nicht weit zum Appelhaus“, sagt Rabeder.

 

Das Appelhaus im Toten Gebirge ist eine Station am Weitwanderweg durch das Salzkammergut. Die alpine Tour führt von Gößl am Grundlsee auf die Berghütte und weiter ins Almtal. „Das ist meine absolute Lieblingsstrecke“, verrät Rabeder. Im Kompass-Wanderführer zum Salzkammergut BergeSeen Trial von Autor Wolfgang Heitzmann ist die Tour als Königsetappe ausgewiesen. Sie vereint das, was der BergeSeen Trail verspricht: den Blick auf die Berge und jede Menge Seen. Das Wasser bringt an warmen Sommertagen frische Abkühlung, die Berge an klaren Herbsttagen fast endlosen Weitblick. „Wer die 350 Kilometer des Weitwanderwegs auf einmal gehen möchte, braucht drei Wochen Urlaub und immer schönes Wetter“, weiß Rabeder. „Ich empfehle, in Etappen zu gehen.“

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Ein Mann wandert mit Wanderstöcken durch den Wald hinauf. Um ihn befinden sich Steine und Bäume.

 

 

Jede Etappe bleibt spannend

Auch zwei Jahre nach der Eröffnung des Trails prüft Gisbert Rabeder in regelmäßigen Abständen die Pfade des Weitwanderwegs rund um den Wolfgangsee – und ab und an auch darüber hinaus. Freut sich, wenn er schneller unterwegs ist, als die angegebene Zeit für eine Wanderung. Bringt Verbesserungsvorschläge ein, wenn der eine oder andere Weg doch ein Stück anders geführt werden sollte. Für ein noch schöneres Wandererlebnis im Salzkammergut.

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Im Zentrum des Bildes steht ein Gipfelbuch. Eine Person hält dieses und einen Stift. Im Hintergrund ein Teil des Gipfelkreuzes und Bäume.

Gisbert Rabeder packt den Rucksack und seine Stöcke – ins Tal ist es noch eine Weile. Der Weg ist ein Teilstück der achten Etappe des Weitwanderwegs – von der Postalm nach Strobl. Mit sicherem Schritt steigt Rabeder hinab zur Niedergadenalm. Gemächlich durchwandert er den Wald zur Schartenalm. Linkerhand die Bleckwand. Rechterhand der Sparber. Einzeln und mächtig reckt er sich 1.502 Meter in den Himmel. „Es gibt auch einen schönen Rundweg um den Sparber“, verrät Rabeder. Kein Wunder, dass er auch diesen kennt. Die Wanderung endet beim Gasthof Weberhäusl. Das Forsthaus Strobl am Wolfgangsee ist gleich ums Eck. Gisbert Rabeder erzählt munter von früher – von Studenten, die einst aus dem Ausland zu ihm kamen, um den Wald zu studieren oder von der Zusammenarbeit mit den zahlreichen Sägewerken in der Region. Da läutet sein Telefon. Seine Tochter ruft an. Die nächste Bergtour steht an. Morgen? „Natürlich, wir sehen uns“, sagt Gisbert Rabeder, legt auf und lacht.