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Im Zentrum steht eine brennende Kerze. Im Hintergrund ein Blumentopf.
Im Zentrum steht eine brennende Kerze. Im Hintergrund ein Blumentopf.

Advent im Salzkammergut

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Roratemessen in Mondsee

Einstimmen auf Weihnachten abseits von Punschständen, Shoppingwahnsinn und „Last Christmas“. Wer das will, findet bei den frühmorgendlichen Roratemessen Stille und mystische Weihnachtsromantik. Diese erfreuen sich trotz der unchristlichen Zeit wieder höchster Beliebtheit.

 

Es ist noch dunkel, wenn es die Menschen in der Gemeinde Mondsee an den vier Adventsonntagen zu den Roratemessen in die Basilika St. Michael zieht. Wer kann, geht den Weg zu Fuß. Träge sind sie noch, die Menschen, zu dieser frühen Stunde. Gleich den schweren Glocken in den hohen Türmen der Basilika, die die Messe um 6.30 Uhr einläuten. Immer mehr werden es, die leise das Gotteshaus betreten. Viele kommen mit einer Laterne oder einer Taschenlampe. Während oft über schlecht besuchte Messen geklagt wird, ist an den Adventsonntagen in Mondsee nichts davon zu spüren. Das fast ausschließlich mit Kerzen ausgeleuchtete Kirchenschiff ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Überraschend viele Kinder und Jugendliche sind unter den Besucher:innen. Pfarrer Ernst Wageneder befindet sich zu diesem Zeitpunkt in der Sakristei der Basilika. Still und leise liest er, ganz in sich versunken, noch einmal die Gebete durch. Die Ministrant:innen sind müde, aber auch ihnen merkt man die Vorfreude auf Weihnachten an. Etwas Mystisches geschieht hier. Es scheint als würde man einem Geheimnis näherkommen. Von Woche zu Woche. Von Sonntag zu Sonntag. Gott auf dem Weg zu den Menschen. Die Menschen auf dem Weg zu Gott.

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Auf dem Platz vor der Basilika in Mondsee befinden sich die noch geschlossenen Hütten des Adventmarkts.

Gottesdienst bei Kerzenschein

„Die Roratemessen haben sich in den vergangenen Jahren wieder zu einem beliebten Adventbrauch entwickelt, den wir hier in Mondsee auch gerne mit einem anschließenden, gemeinsamen Frühstück verbinden“ erzählt Pfarrer Wageneder. Das Besondere an den Messen ist die stimmungsvolle Beleuchtung der Kirche mit vielen Kerzen. Das tosende Orgelspiel wird durch Chorgesänge ersetzt. Diese Atmosphäre der Ruhe und Sammlung zieht die Menschen in der oft hektischen Vorweihnachtszeit in ihren Bann. Für viele ist es ein schönes Gefühl, den Morgen so besinnlich beginnen zu können. „Diese Messen führen ihre Besucher richtig in das Licht hinein. Gebetet und gesungen wird in der Dunkelheit und wenn man dann aus der Kirche kommt, ist es schon hell“, erzählt Pfarrer Wageneder und weist darauf hin, dass die Roratemessen ursprünglich Marienmessen waren. Erhalten hat sich in vielen Pfarren bis heute der Brauch, am Ende der Roratemesse ein Marienlied zu singen.

Ihren Namen hat die Roratemesse von ihrem Eröffnungsvers der aus dem Buch Jesaja, Kapitel 45 stammt: „Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem.“ In der deutschen Übersetzung heißt das „Tauet, Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor.“ Roratemessen sind Sonntagsmessen, wie alle anderen auch, finden aber nur in der Adventzeit statt, in der Zeit des Herbeisehnens von Weihnachten. „Von diesen Messen geht ganz viel Kraft aus. Man spürt die Sehnsucht und Vorfreude der Menschen auf das nahende Weihnachtsfest.“ sagt Wageneder.

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Vor einem rein schwarzen Hintergrund stehen die Krippenfiguren von Maria, Josef und dem Jesuskind, das auf Heu und Stroh gebetet wurde.

Sehnsucht nach Spiritualität

Der Mondseer Pfarrer hat als Seelsorger in der Weihnachtszeit besonders viel zu tun. Wenn er Menschen bei den Herausforderungen ihres Lebens begleiten kann, fühlt er sich Gott am nächsten. In den Begegnungen mit den Menschen, sagt Wageneder, suche er Gott. Denn „Gott lebt in uns Menschen und wirkt durch uns Menschen“. Er beobachtet eine starke Sensibilisierung für das Thema Spiritualität in der Gesellschaft. „Wo ist der Halt meines Lebens? Was ist der Sinn meines Lebens? – Diese philosophischen, sehr essenziellen Fragen des Menschseins sind nicht schwächer geworden“. Aus seinen vielen Gesprächen mit jungen Menschen weiß Wageneder zu berichten, dass die Frage nach Gott auch bei ihnen präsent ist, wenngleich kritischer hinterfragt und nicht mehr durch Lehrsätze institutionell gebunden.

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Im Inneren einer Kirche legt ein Pfarrer seine Stola an. Er steht vor einer mit Holz verkleideten Wand.

Stimmungskiller Stress

Für die nahende Weihnachtszeit wünscht er den Menschen, dass sie es schaffen, Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. Es scheint ihm eine Ursehnsucht des Menschen zu sein, in einer Gemeinschaft zusammenzukommen, „weil uns die dafür zur Verfügung stehende Zeit aufgrund verschiedenster Umstände, die man während des Jahres zu bewältigen hat, leider abhandengekommen ist.“ Jahr für Jahr bietet die Advent- und Weihnachtszeit die Möglichkeit, dieser Sehnsucht nachzukommen. Vielleicht ist in unserer schnelllebigen Gesellschaft das schönste Geschenk ja doch einfach nur ein wenig Zeit.

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Im Zentrum steht eine brennende Kerze. Im Hintergrund ein Blumentopf.

Zeit für Weihnachten

Im Salzkammergut lässt sich die Weihnachtszeit auch abseits der Kirche echt und authentisch erleben. Zu den Bergen, Seen und Wäldern gesellt sich in den Städten und Ortschaften eine stimmige Dekoration aus Lichtern, Krippen und Weihnachtsbäumen. Kulinarik und regionales Kunsthandwerk kommen dabei nicht zur kurz. In St. Wolfgang wird jeden Mittwochabend auf jegliches Licht verzichtet und der dortige Adventmarkt leuchtet im Kerzenschein. Auf Eislaufplätzen tummeln sich Eltern mit ihren Kindern. Auf den Weihnachtsmärkten der Region duftet es nach frischem Reisig, gerösteten Maroni und Punsch. Wenn dann der erste Schnee fällt und der Raureif Blumen auf die Fenster malt, ist der Winterzauber perfekt.

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Ein Schild weißt mit einem Pfeil auf einen Adventmarkt hin. Im Hintergrund mit Christbaumkugeln geschmückte Tannen.

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