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Ein Baum wird von der Sonne durchleuchtet. Im Hintergrund ein Wald.
Ein Baum wird von der Sonne durchleuchtet. Im Hintergrund ein Wald.

Waldness

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Urlaub im und mit dem Wald

Die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und Naturidylle ist heute größer denn je. Im Almtal in der Salzkammergut-Region Traunsee-Almtal machen Menschen authentische, lebendige Erfahrungen im Wald – und fördern damit ihre Gesundheit.

 

Es ist ein nebeliger, feuchter Montagmorgen im November. Einer jener Tage, an dem Kinder nur schwer aus dem Bett zu bringen sind. Heute ist das anders. Mit großen Erwartungen wurde dieser Tag herbeigesehnt. Die Stühle im Klassenzimmer der dritten Klasse Volksschule bleiben heute nämlich leer. Aufgeregt erzählen die Kinder, dass sie heute die Waldschule besuchen. Der Name allein scheint ihnen ein großes Abenteuer zu versprechen. Die 18 Kinder verhalten sich ungewöhnlich leise als sie bei Scharnstein im Almtal aus dem Autobus steigen. Die Zweierreihe wird zum Erstaunen der Lehrkraft ganz ohne Aufforderung gebildet.

Fritz Wolf, der Mann, der die Waldpädagogik nach Österreich geholt hat, empfängt die Gruppe vor einem ehemaligen Laubstadl. Mit den Holzarten aus seinem 50 Hektar großen Wald hat er ihn liebevoll zur Waldschule umgebaut. Er ist in einen Wetterfleck aus grünen Loden gehüllt, hat einen Jagdhut auf und hohe schwarze Stiefel an. Bei diesem Anblick kommt einem sofort ein Spruch in den Sinn: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.“ Ohne ein Wort des Grußes führt Wolf die Gruppe über eine Holzstiege in die Hütte. In einem Ofen mit Sichtfenster hat er bereits vor einer Stunde ein Feuer entfacht. Es ist angenehm warm. Das Flackern des Feuers wirkt ebenso beruhigend wie die sanften Gesichtszüge des 70-jährigen. Die Kinder setzen sich auf die Holzbänke. Konzentriert und mit wachem Blick lauschen sie den Worten von Fritz Wolf. Sie ahnen nicht, dass sie heute noch barfuß mit verbundenen Augen über den Waldboden wuseln werden, das kühle Wasser eines Baches durchwaten, mit Tannenzapfen, Holz und Reisig ein Kunstwerk bauen und Brennholz erzeugen werden.

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Ein mit Hut gekleideter Mann steht auf einer Lichtung im Wald und zeigt in Richtung Wald. Die Lichtung ist bedeckt mit Laub. Im Hintergrund ein Forststand und Bäume.

 

 

Bildung – für eine nachhaltige Entwicklung

Dank der UN-Dekade mit einem Weltaktionsprogramm zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Nachhaltige Entwicklung soll als Leitbild in allen Bildungsbereichen verankert werden, um globale Probleme wie Klimawandel, Armut oder Raubbau an der Natur lösen zu können. Mit Waldpädagogik bringt Fritz Wolf dieses Konzept schon lange an Schulen und Kindergärten, aber auch in der Erwachsenenbildung ein. Bei Betriebsausflügen oder Weiterbildungen kommen oft Firmengruppen zu ihm. „Manche Firmen kommen zu mir in den Wald, um ein Gespür dafür zu entwickeln, was Nachhaltigkeit bedeutet. Das hilft ihnen bei der Ideenfindung für eine nachhaltigere Produktion ihrer Produkte.“

Gerne gewährt Wolf Einblick in seine ökologische „Bio-Forstwirtschaft“, wie er sie nennt. Mittlerweile hat er sie an seinen Sohn übergeben. Dieser bewirtschaftet den Familienwald in fünfter Generation. „Wir beobachten, wie die Bäume auf den Klimawandel reagieren, legen möglichst artenreiche Mischwälder an und fördern bevorzugt jene Baumarten, die von selbst aufgehen. Von meiner Arbeit profitiert erst die nächste Generation“, sagt Wolf. „Ich kann nur die Grundlagen für meine Nachkommen legen. Das ist das Schicksal von uns Förstern.“ Forstwirte, die in Jahresbilanzen denken, haben aus Sicht von Fritz Wolf den Wald nicht verstanden. 45 Jahre lang hat er in einer forstlichen Ausbildungsstätte unterrichtet. „In meinem Berufsleben durfte ich die für mich schönsten Berufe miteinander verbinden: Förster, Lehrer, Bauer und Jäger.“ Seine Waldschule im Almtal jubilierte heuer zum 25-jährigen Bestehen. Über tausend Waldpädagogen hat er über die Zeit ausgebildet. Auch in der Pension wirkt er am Bundesamt für Forschung und Wald noch an der Ausbildung der Waldpädagogik mit.

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Im Zentrum ein Baumstamm, der von Moos bedeckt wird. Im Hintergrund Laub und Bäume.

 

 

Die Natur – ein entfremdeter Ort

„Die Menschen haben sich von der Natur immer mehr entfernt, das ist eine Entwicklung, die ich bei meinen Waldführungen leider feststellen kann“, erzählt der einfühlsame Waldkenner. „Immer mehr junge Menschen wachsen auf, ohne mit der belebten Natur in Berührung zu kommen. Die Landkinder genauso wie die Stadtkinder. Ich wuchs am Bauernhof auf. Wald, Wiese und Bach waren meine Verbündeten. Wir bauten Baumhäuser und stauten Wasser mit Steinen auf. Das ist heutzutage nur mehr selten der Fall. Gleichzeitig ist die Sehnsucht nach der Natur aber größer denn je“, sagt Wolf. Umso wichtiger nimmt der Waldbotschafter daher seinen „Diplomatenauftrag“. „Der Wald tut uns gut, das spüren wir intuitiv.“ Tatsächlich wirkt das heilende Band zwischen Mensch und Natur deutlich stärker als bisher angenommen.

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Durch einen Wald fließt ein Bach. Im Hintergrund führt eine kleine Holzbrücke über den Bach.

 

 

Waldbaden – Naturheilmethode aus Japan

„Shinrin-yoku“, auf deutsch „Baden in der Waldluft“ oder kurz „Waldbaden“, ist eine Naturheilmethode aus Japan. Dort gehört es schon lange zur Gesundheitsvorsorge und kann sogar ärztlich verordnet werden. Wälder absorbieren chemische Botenstoffe, sogenannte Terpene. Es ist wissenschaftlich untermauert, dass diese Terpene eine positive Auswirkung auf den menschlichen Körper haben. Besonders auf das Nervensystem, die Psyche und das Immunsystem. Die magische Atmosphäre eines intakten Ökosystems, die Kraft der Bäume, das sanfte Rauschen des Windes, der durch die Äste weht. Das Wandern auf Waldwegen wirkt wie eine Therapie auf den Menschen. Die Ruhe des Waldes genießen und mit allen Sinnen aufmerksam im Hier und Jetzt verweilen. Der Wald schafft, was wir oft für unmöglich halten: Die Stimme in unserem Kopf für eine kurze Zeit auszuschalten. All das belebt Körper und Geist, ist gesundheitsfördernd, hebt die Laune und kann etwa Burn-out vorbeugen.

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Durch den Wald im Hintergrund und den Nebel dringen Sonnenstrahlen. Im Vordergrund die Umrisse von Sträuchern.

 

 

Waldness® – im Almtal

Die Kooperation mit Naturschutz und Tourismuswirtschaft ist dem „Ökoförster“ Wolf ein großes Anliegen. Die Waldschule und die Waldpädagogik bilden daher einen von derzeit zehn erlebbaren Waldness®-Erlebnisästen des innovativen Tourismuskonzepts aus dem Almtal. Unter der Anleitung von ausgebildeten Waldness®-Coaches werden auch Massagen im Wald angeboten. Wald-Wyda, das Yoga der Kelten, wird am Ufer des Almflusses praktiziert. Ein Latschenbad, ein Waldbuffet, Waldkochen, Waldkneippen, Entspannen in speziellen, regional produzierten Genussmöbeln im Wald – all das findet sich in den buchbaren Angeboten unter einer klar definierten Qualitätssicherung. Das Almtal darf sich seit Beginn des Jahres 2018 entsprechend 1. Waldness®-Destination Europas nennen und lockt damit sowohl in der warmen als auch in der kalten Jahreszeit. „Bei Schnee und Vollmond mit einer Gruppe in den Wald zu gehen ist die schönste Führung, die ich machen darf“, schwärmt Fritz Wolf.

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Ein Mann steht vor einem Wald. Er trägt einen Hut und einen moosfarbenen Anorak.

 

 

Waldpädagogik – keine Einbahnstraße

Grundsätzlich komme man im Wald sehr rasch zur Erholung und Regeneration beziehungsweise zur Rekreation. So erzählt Wolf zum Beispiel von beruflich gestressten Kursteilnehmern, die mit ihren Kräften am Ende waren. „Eine Stunde Waldspaziergang und die Batterien sind oft wieder aufgeladen“, schmunzelt er. Ein Burn-out-Patient bedankte sich einst nach einer Woche Waldseminar bei Wolf mit den Worten: „Das hat mir mehr geholfen als ein Jahr Therapie.“ Eine über 70-jährige Frau brach beim barfüßigen Sparziergang über den Waldboden in Tränen aus, weil sie sich stark in ihre Kindheit zurückversetzt fühlte. Wolf weiß von „rechenoriginellen“ Kindern zu berichten, die zum Mathematiklernen in den Wald gehen. „Der Lernort Wald ist etwas ganz Besonderes. Während im Klassenzimmer nur der Intellekt angeregt wird, regt der Wald das gesamte Gehirn der Kinder an. Gleichzeitig vermittelt er Ruhe und Harmonie.“ Tatsächlich kann man dies in Silvia Luger-Linkes Buch „Im Wald kann man mit allem Rechnen“ nachlesen. Und so bleiben für den feinfühligen Waldpädagogen die vielen menschlichen Begegnungen in seiner Waldschule „keine Einbahnstraße“ wie er sagt. „Natürlich bringe ich etwas ein. Aber das Echo, das ich zurückbekomme, ist für mich noch viel gewaltiger. Die vielen Lebensgeschichten und Lebensweisheiten. Wissen und Informationen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln – das ist einfach unbeschreiblich.“

Es dämmert bereits als sich der Schulbus mit den 18 Kindern auf den Heimweg macht. Auf ihren Jacken tragen sie stolz hölzerne Anstecker. Jeder ist ein glatt geschliffener Querschnitt eines Astes aus dem Wald von Fritz Wolf und eine schöne Erinnerung an einen Tag, der in ihrer Wahrnehmung viel zu schnell verging. Müde blicken sie aus den Fenstern auf eine ins Dunkelblau versinkende Landschaft. Darüber erhebt sich der Mond. Sie können sich nicht mehr an den genauen Wortlaut des Gedichts erinnern, das ihnen der Mann mit dem Umhang und dem Hut im Wald vorgelesen hat – aber an das Gefühl, das sie dabei hatten. Es hat ihnen gutgetan.

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Ein Mann geht über eine Wiese auf eine Hütte zu. Im Hintergrund Wald.

„Seht Ihr den Mond dort stehen? –

Er ist nur halb zu sehen

und ist doch rund und schön!

So sind wohl manche Sachen,

die wir getrost belachen,

weil uns’re Augen sie nicht sehn.“

(Aus dem Abendlied von Matthias Claudius)

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